Landläufig fragt man sich gelegentlich, was die unterschiedlichen Methoden der Kaffeezubereitung dem geneigten Enthusiasten (gerne weiblich wie männlich zu interpretieren) denn bringen.
Ausgehend vom Artikel Filtervergleich soll der Sache hier etwas auf dem Grund gegangen werden. Der Vergleich soll Orientierung bieten, je nachdem wie die hier verwendeten Rahmenbedingungen geändert oder spezifische geschmackliche Präferenzen vorhanden sind, kann man selbstverständlich auch zu anderen Eindrücken gelangen. Kurzum es geht nicht um ein schwarz-weiß-Denken sondern eine Anregung für eigene Versuche.
Methoden im Überblick…
Für diejenigen, welche Aeropress noch nicht auf ihrem Radar wahr genommen haben, folgende Erläuterung dazu… In einem Zylinder aus Kunststoff, der auf der einen Seite mit einem
Filtereinsatz mit Papier (vor Verwendung bitte vorsichtig im Filterensatz klar abspülen) versehen wurde, werden Kaffeepulver wie heißes Wasser zusammengeführt bzw. verrührt. Nach einer Ziehzeit wird der Kolben auf der gegenüberliegenden Seite aufgesetzt, die Aeropress mit aufgesetzter Tasse richtig herum gedreht (inverse Methode) und der Kolben kontinuierlich in Richtung Filter durchgedrückt.
Beim Handfilter findet ein Keramikfilter mit eingesetzten Papierfilter Verwendung. Der Filter wird wie in der anderen Methode auch, vor Verwendung kurz klar durchgespült. Nun wird Kaffee eingefüllt. Ein erster Schwall Brühwasser wird kreisend auf dem Pulver verteilt (ca. 1/3-1/2 der Gesamtmenge). Nun kurz das Kaffeepulver quellen lassen, eh des restliche Wasser eingefüllt und unter vorsichtigen Rühren (bitte Filter nicht beschädigen) der Brühvorgang zum Abschluß kommt.
Die Aeropress-Zubereitung kombiniert zwei Methoden der Zubereitung einerseits nach French Press (oder Stempelkanne) aber auch des Handfilters. Wir wollen nun schauen, ob man geschmackliche Unterschiede erkennen kann.
Kaffeezubereitung…
– Zielstellung: Brühkaffeevergleich
– Menge Kaffee je Liter bzw. in Versuchsanordnung: 55 g / Liter bzw. 11 g / 200 ml
– Kaffeesorte: Lotte (Äthiopien Yirgacheffe)
– Röstung: Mittel
– Mahlgrad: Filter
– Brühwassertemperatur: 93 Grad
Was kann nun nach der Zubereitung beobachtet werden?
Das Ergebnis der Aeropress-Zubereitung erscheint tendenziell leicht heller als das der Handfilter-Zubereitung. Bei der Probe mit der Aeropress-Zubereitung kann man im Gegensatz zum Handfilter kleine Fettaugen auf der Oberfläche erkennen. Hierbei handelt es sich um Kaffeeöl.
Und geschmacklich?
Frisch zubereitet (und sehr war warm, um nicht zu sagen heiß) unterscheiden sich beide Proben wenig voneinander. Der verwendete Kaffeetyp kann gut wiedererkannt werden, aber signifikante Unter-schiede waren für mich zu dem Zeitpunkt nicht erkennbar oder nicht deutlich genug. Dies änderte sich, nachdem der Kaffee entwas abkühlen konnte und nun noch ca. 50-60 Grad aufwies. Die Aeropress-Zubereitung offerierte ein breites Geschmacksbild mit vielen Facetten; eine betonte Fruchtigkeit konnte wahr genommen werden. Die Handfilter-Zubereitung hatte ein deutlich ausgerichtetes wie strukturiertes Geschmacksbild. Die wahrgenommenen Fruchtnoten waren deutlich defensiver in der Erscheinung.
Im Vergleich zueinander stellte sich heraus, dass die geschmackliche Wahrnehmung der Aeropress-Zubereitung deutlich breiter und tiefgründiger angelegt war als die der Handfilter-Zubereitung. Dieser Unterschied kann durchaus auf die eingangs beobachteten Fettaugen bei der Aeropress-Probe zurück zu führen sein. Vermutlich konnte durch den leichten Druck etwas an Kaffeeöl durch den Papierfilter gepresst worden sein, beim Handfilter blieb diese einfach hängen.
Welches Fazit liefert nun dieser Test?
Aus meiner Sicht kann man rein geschmacklich keinen Favoriten küren. Es gibt wahrnehmbare Unterschiede im Brühergebnis, die durchaus für den einen oder anderen ein Kriterium sein können. Sicherlich auch davon abhängig ob man nun den Kaffee heiß oder etwas kühler drinkt, ob Milch oder gar Zucker beim Genuss im Spiel sind. Letztendlich bietet die Aeropress-Zubereitung deutlich mehr Variiationsmöglich- keiten in der Kaffeeextraktion als was der Handfilter hier für Potentiale hat. Vom pragmtischen Ansatz her (mal schnell ne Tasse leckeren Kaffee zaubern) steht der Handfilter nicht unberechtigt seit Jahrzehnten in der Verwendung. Diese Akzeptanz muss sich die Aeropress erst erarbeiten, da diese ja erst in den 90igern erfunden wurde.
Weiterhin viel Spaß beim Experimentieren und Genießen!