Liebe Kaffeegeniesser… mittlerweile bleibt einem der Kaffee förmlich im Hals stecken…
… wenn man sieht was bei den Rohstoffpreisen bei Kaffee gerade passiert.
Selbst einschlägige Journalisten produzieren zum Thema nun Schlagzeilen wie:
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- „Luxusgut Kaffee“ – Handelsblatt (27.11.24) oder
- „Kaffeebohnen an der Börse so teuer wie 1977“ – tagesschau (27.11.24)
Hier muss gerade (wieder einmal) etwas ordentlich schief laufen.
Mit Blick auf die Beschaffungspreise an der Börse stellt das Jahr 2024 regelmäßig neue Rekordpreise für Arabica und Robusta auf und dies für eine Standardqualität.
Wir sprechen in 2024 von aktuell +77% (aktuell 3,29 US-Dollar je 0,453kg) Preisaufschlag bei Arabica im Vergleich zu vor einem Jahr (2023: zwischen 1,50 bis 2 US-Dollar je 0,453kg); aber bereits +174% im Vergleich zu 2020 (zwischen 1 bis 1,40 US-Dollar je 0,453kg) im Handelspreis zwischen den Rohstoffanbietern (Zwischenhändler in den Urspungsländern) und den Großhändlern!
Was ist hier los?
Man kann mehre Hinweise finden, welche Einflussfaktoren die Kaffeepreise (und nicht nur diese – Rohkakao ist ebenso betroffen) treiben…
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- wetterbedingte Ernteausfälle (zu trocken / zu naß) in den Hauptanbauländern Brasilien, Vietnam, Indien sowohl für Arabica- als auch Robusta-Sorten mit scheinbarer Verknappung der Erntemengen,
- teilweise Aufgabe von Anbauflächen in den Erzeugerländern in den Vorjahren, wegen viel zu niedriger Preise für die Kaffeebauern,
- Verknappung der Transportkapazitäten wegen veränderter Schiffsrouten im Transport, sprich Kaffee wird nicht aus den Ursprungsländern verschickt
Und nicht zuletzt zu einem hässlichem Phänomen unserer Zeit bzw. Gesellschaft:
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- Spekulation bei Rohstoffen für Lebensmittel durch Hedge Fonds u.a. (über CFDs*).
In Folge aller dieser Einflüsse kommt es maßgeblich durch große Kaffeeabnehmer zu Hamsterkäufen, was wiederum die Preise nochmals treibt.
Das kommt noch
Was bei all diesen Einflüssen noch gar nicht seine volle Wirkung entfaltet hat, sind die neuen Importbestimmungen der EU mit der sogenannten „Entwaldungsverordnung“ (nun ab Ende 2025). Damit sollte sichergestellt werden, dass Anbauflächen nicht durch Abholzung entstehen (prinzipiell ein vernünftiger Gedanke – wäre auch für die EU selbst notwendig). Hier will man nun von den Kaffeebauern einen Nachweis, dass ein solcher Vorgang seit dem Jahr 2020 nicht statt gefunden hat.
Heißt, wenn man diesen Nachweis nicht erbrigen kann, weil man es bspw. nicht verstanden hat oder gar erfahren hat, kann man seinen erzeugten Rohkaffee als Bauer nicht mehr verkaufen bzw. nicht einem Zwischenhändler für den Export nach Europa anbieten.
Was bedeutet dies?
Es sind nur große Anbieter in der Lage diese Anforderung zu erfüllen. Das fördert die Konzentration von Unternehmen, kleine Anbieter werden verdrängt, die zu produzierenden Kaffeemengen weiter verknappt. Nicht zuletzt… Gerade landwirtschaftliche Flächen in schwerer zugängigen Gebieten – wo eben die richtig interessanten Kaffees wachsen – mit geringen Produktionsmengen liefern dann auch keine Kaffees mehr. Die Kaffeevielfalt wie -angebotsmenge wird noch weiter reduziert. Den Rest oder die Folgen kann man leicht abschätzen…
Ein persönliches Fazit…
Wenn man sich jetzt das große Bild noch einmal anschaut… es werden gerade wieder Faktoren geschaffen, die Menschen in ihren Heimatländern die Existenzgrundlage rauben und wir in Europa aus einem falsch verstandenen „Gutmenschentum“ (Wald ist woanders wichtiger als bei uns) oder purer Gier wieder einmal neue und weitere Fluchtgründe geschaffen haben.
Last but not least…
kaffinski kann sich den Gegebenheiten am Markt für Rohkaffee nicht entziehen und hat die Verkaufpreise sehr drastisch mit sofortiger Wirkung anpassen müssen – es geht aktuell leider nicht anders.
Wir sollten uns TROTZ(DEM) aller Hibotsbotschaften nach wie vor ein wenig Kaffee-Genuss (nun auch Luxus) gönnen. Alles Gute nach nah und fern.
(*CFDs: Handel mit Differenzkontrakten als eine Methode zur Spekulation auf die Preisbewegungen von Vermögenswerten auf den Finanzmärkten, ohne dass die zugrunde liegenden Vermögenswerte gekauft und verkauft werden müssen.)